Doctor Sleep by King Stephen

Doctor Sleep by King Stephen

Autor:King, Stephen [King, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
veröffentlicht: 2013-10-27T16:00:00+00:00


Kapitel zehn

FIGÜRCHEN AUS GLAS

1

David Stone stand im Bademantel in der Küche und schlug Eier in eine Schüssel, als das Telefon läutete. Im oberen Stockwerk donnerte die Dusche. Wenn Abra ihre übliche Sonntagmorgenroutine befolgte, würde es weiterdonnern, bis ihr das warme Wasser ausging.

Er warf einen Blick auf das Display. Die Vorwahl war die von Boston, aber die folgende Nummer kannte er nicht. Jedenfalls war es nicht der Festnetzanschluss in der Wohnung seiner Schwiegergroßmutter. »Hallo?«

»Ach, David, ich bin so froh, dass ich dich erwische!« Es war Lucy, die völlig erschöpft klang.

»Wo bist du? Warum rufst du nicht von deinem Handy aus an?«

»Im Krankenhaus, an einem Münztelefon. Handys darf man hier nicht benutzen, es hängen überall Schilder.«

»Ist was mit Momo? Oder mit dir?«

»Mir geht’s gut. Was Momo angeht, deren Zustand ist stabil … jetzt jedenfalls … aber eine Weile war es ziemlich schlimm.« Ein Schlucken. »Das ist es immer noch.« Dann brach Lucy zusammen. Sie weinte nicht einfach, sie schluchzte, als wäre in ihr ein Damm gebrochen.

David wartete. Er war froh, dass Abra unter der Dusche stand, und hoffte, dass das warme Wasser noch sehr lange reichte. Das hörte sich wirklich übel an.

Endlich war Lucy wieder in der Lage, etwas zu sagen. »Diesmal hat sie sich den Arm gebrochen.«

»Oh. Aha. Ist das alles?«

»Nein, das ist nicht alles!« Sie schrie ihn fast schon an, und zwar in diesem Wieso-sind-Männer-nur-so-dämlich-Ton, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte und den er ihrer italienischen Herkunft zuschrieb, ohne je darüber nachzudenken, dass er gelegentlich vielleicht tatsächlich ziemlich dämlich war.

Er atmete durch, um sich zu beruhigen. »Erzähl’s mir, Schatz.«

Das tat sie, wenngleich sie zweimal wieder in Schluchzen ausbrach und David eine Weile warten musste. Sie war todmüde, aber das war nur ein Teil des Problems. Vor allem, erkannte er, akzeptierte nun auch ihr Bauch, was ihr Kopf schon seit Wochen wusste: Ihre Momo würde wirklich sterben. Und das vielleicht nicht friedlich.

Concetta, die inzwischen nur noch einen extrem leichten Schlaf hatte, war nach Mitternacht aufgewacht und hatte auf die Toilette müssen. Statt den Summer in Lucys Zimmer zu betätigen, damit die ihr die Bettpfanne brachte, hatte sie versucht aufzustehen, um allein ins Bad zu gelangen. Sie hatte es geschafft, die Beine auf den Boden zu bringen und sich aufzusetzen, doch dann war ihr schwindlig geworden, worauf sie vom Bett gefallen und auf dem linken Arm gelandet war. Der war nicht nur gebrochen, sondern regelrecht zertrümmert worden. Lucy, durch den wochenlangen Nachtdienst erschöpft, für den sie nicht ausgebildet war, war von den Schreien ihrer Großmutter aufgewacht.

»Sie hat nicht einfach um Hilfe gerufen«, erzählte Lucy. »Und sie hat auch nicht geschrien. Sie hat gekreischt wie ein Fuchs, dem eins dieser fürchterlichen Tellereisen ein Bein abgerissen hat.«

»Liebling, das muss ja schrecklich gewesen sein!«

Lucy stand im Parterre in einer Nische mit Snack-Automaten und – o Wunder! – einigen funktionierenden Telefonen. Ihr ganzer Körper schmerzte und war mit trocknendem Schweiß bedeckt (sie konnte sich selber riechen, und das war definitiv nicht Light Blue von Dolce & Gabbana), in ihrem Kopf hämmerte die erste Migräne seit vier Jahren.



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